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Schon vor einiger Zeit wollte ich auf das Neo-Layout, das besonders auf die deutsche Sprache und Ergonomie ausgerichtet ist, umsteigen. Bei den bisherigen Versuchen scheiterte ich jedoch meist nach kurzer Zeit. Daher möchte ich hier kurz beschreiben, was mir letztendlich geholfen hat, nun flüssig neo zu schreiben:
- Nicht zwischen den verschiedenen Layouts hin- und herwechseln. Wenn man nur zum Lernen täglich eine Stunde neo tippt und ansonsten qwerty, dann langt das nicht zum Eingewöhnen.
- Nicht erwarten, dass man sofort schnell schreiben kann. Es ist ähnlich wie komplett neu tippen zu lernen, geht aber viel schneller. Ich habe im Schnitt pro Tag ca. 0,2-0,5 Buchstaben/Sekunde schneller getippt.
- Nicht übertreiben. Es ist egal, ob man 5 Stunden lang nur tippt, oder lediglich eine Stunde. Der Umgewöhnungsprozess passiert im Gehirn, unterbewusst, und braucht vor allem Zeit. Bei mir war es beispielsweise so, dass ich das zweite Wochenende gar nicht neo getippt habe, sondern qwerty (mit dem Notebook unterwegs) und trotzdem war ich hinterher in neo schneller.
- Die Tasten nicht umbeschriften/umordnen. Ansonsten schaut man immer wieder auf die Tastatur und ist dadurch zu langsam. Stattdessen kann man sich ein Bild der Belegung ausdrucken oder, sofern der Bildschirm groß genug ist, dauerhaft das Bild offen lassen, bis man die Tasten auswendig kennt.
- Am besten dann lernen, wenn man viel anderes zu tun hat, also nicht am Computer (erstes Semester, Mathe beispielsweise). Dann ist man nicht so sehr frustriert, weil man so langsam tippen muss.
- Am besten eine andere Tastatur (so anders wie möglich) benutzen. Das ist eine gute Chance, eine ordentliche Tastatur zu kaufen ;-). Dem Gehirn fällt dann das Umschalten leichter.
- Zum Tippen lernen (Position der Buchstaben etc.) hilft KTouch, zum verbessern der Geschwindigkeit hilft typespeed :-).
Die Tastatur
Ich glaube, dass die meisten Leute sich gar nicht bewusst sind, wie viel angenehmer das Leben mit einer ordentlichen Tastatur sein könnte. Sobald man einmal umgestiegen ist, will man so schnell nicht wieder zurück – wenn man aber gar nicht weiß, welche Alternativen es gibt, beschäftigt man sich auch nicht damit.
Ich möchte also einen kurzen Überblick über Tastaturen geben, von schlecht nach gut geordnet:
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Standard-Tastatur. Hat alle Tasten und vielleicht noch mehr, die Tasten
sind relativ schwergängig und jedes Jahr wird sie erneuert
(alternativ: Jedes Jahr merkt man, dass sie irgendwie schlechter zu
benutzen ist).
Preisklasse: um die 20 € - IBM Model M, SGI, etc. Sind unglaublich laut, aber gut. Man tippt schneller (braucht aber mehr Kraft als bei den folgenden Tastaturen), sie halten ewig. Allerdings kriegt man sie nicht auf dem freien Markt. Wer eine hat, hat entweder Glück gehabt oder sie bei eBay gekauft.
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Thinkpad-Tastaturen: Herausragend für eine Notebook-Tastatur. Kann
man sich auch für Desktop-Rechner kaufen.
Preisklasse: 45 € (im Notebook) -
Cherry G80-3000. „Clicky”, ebenfalls ziemlich laut,
vermutlich das Beste, was man aus einer normalen Tastatur herausholen
kann. Die Tasten sind sehr leichtgängig aber geben genug Feedback,
die Verarbeitung ist gut, wie man Cherry eben kennt.
Preisklasse: 50 € -
Ergonomische Tastatur, wie z.B. Kinesis
Advantage oder Maltron. So ausgelegt, dass man die Hände in
natürlicher Position hat, so ausgelegt, dass auf die verschieden
langen Finger Rücksicht genommen wird, so ausgelegt, dass man mit
dem Daumen mehr als nur die Leertaste nutzen kann. Außerdem sind
die Tasten nicht verschoben, sondern Matrix-förmig angeordnet, was
das Lernen von Layouts sehr viel einfacher macht.
Preisklasse: 250 €
Kinesis Advantage
(Mehr Bilder gibt’s in der Bildergalerie zur Kinesis Advantage.)
Da ich mir vor ca. 1 Monat eine Kinesis geleistet habe, möchte ich erstmal genauer auf die einzelnen Merkmale eingehen und anschließend meine Erfahrungen schildern:
- Die Tasten sind verschieden hoch angeordnet, sodass man quasi in die Tastatur hineingreift. Dadurch werden die verschieden langen Finger berücksichtigt, was ein deutlicher Vorteil ist. Man muss dadurch seine Hände weniger bewegen. (Siehe Foto)
- Die Tasten sind nicht so verschoben, wie man das üblicherweise kennt, sondern gerade angeordnet. Da die Standard-Tastaturen so gebaut sind, dass man direkt darauf tippen kann, wenn man Schreibmaschinen-Tippen gelernt hat, haben sie diese unsinnige Verschiebung, die nur dazu diente, dass sich die Schreibmaschinen nicht verhaken. Der Nachteil daran ist, dass man neue Layouts nicht so erlernen kann, dass man sich zuerst die Homerow einprägt und anschließend die Tasten darüber/darunter – denn es gibt ja jeweils zwei Tasten, die darüber/darunter sind. Das war bei mir wirklich ein gravierender Punkt.
- Der Daumen wird benutzt. Nämlich unter Anderem für Ctrl, Alt, Backspace, Space und Enter. Insbesondere bei Backspace ist das in der ersten Zeit nützlich, da dadurch Vertipper (die oft passieren am Anfang) sehr schnell korrigiert werden können. Außerdem kann man sich die Tasten, die man selten braucht, wie zum Beispiel Delete/Home/End auf wichtige Tasten wie Escape belegen, was man in vim sehr häufig braucht.
- Man kann alle Tasten neu belegen, und zwar in Hardware. Das ist von Vorteil, wenn man einfach auf dem US-Layout aufsetzt und sich dann selbst neo (oder ein anderes Layout) belegt, da man dann an fremden Rechnern nicht erst ein neues Layout installieren muss.
Nun zu meinen Erfahrungen:
- Die Tastatur ist kleiner als eine Standard-Tastatur, ziemlich genau so groß, wie eine Standard-Tastatur ohne Numblock. Auf den Fotos kommt das nie so gut rüber.
- Ich habe nie 10-Finger-Tippen gelernt mit qwerty, daher konnte ich auf der Kinesis zuerst gar nicht tippen. Wenn man nie die ordentliche Trennung von linker und rechter Hand gelernt hat, kommt man damit einfach nicht klar. Da ich nun also ohnehin lernen musste, zu tippen, konnte ich auch gleich neo lernen.
- An die Grundstellung gewöhnt man sich sehr schnell. Die Homerow findet man nicht anhand einer besonderen Markierung auf den f- und j-Tasten, sondern weil sich die Finger an dieser Position am besten in die Tastatur einfügen.
- Die Position der Arme ist tatsächlich sehr viel angenehmer. Insbesondere kann man auch gut tippen, wenn man zurückgelehnt sitzt oder nach vorne gebeugt – die Handgelenke knicken nicht mehr ab, da man sie ja auf der Tastatur auflegt.
- Die Tasten sind vom Tippgefühl nicht ganz so gut wie die oben erwähnte Cherry-Tastatur, aber knapp darunter. (Für diejenigen, die sich etwas auskennen mit den verschiedenen Tastenmodulen: Es sind braune Cherry MX, keine blauen.)
- Leider sind die F-Tasten merkwürdig verarbeitet und entegen allen anderen Tasten auch nicht sonderlich gut erreichbar. Ich weiß (noch?) nicht, weshalb das so ist, aber vielleicht steckt da ja ein Konzept dahinter?
Gekauft habe ich die Tastatur übrigens bei ergoff.se, die sehr freundlich waren und schnell auf meine Mails reagierten. Insgesamt 260 € kostete die Bestellung (inklusive Versand, exklusive Mehrwertsteuer da Arbeitsmittel für die Firma). Ich kann ergoff nur empfehlen :-).
Mein Layout
Da alle meine Tastaturen US-Layout haben und neo für deutsches Layout optimiert ist, habe ich mir das neo-Layout (ja, noch Version 1) ein bisschen umgebaut. Auf meiner Kinesis sieht es nun folgendermaßen aus:
(Orginalbild © Kinesis)
Die passende Xmodmap-Datei für Linux gibt’s hier.
Menu ist bei mir so belegt, dass es den Bildschirm wechselt. AltGr und a, o, u, s erzeugen die passenden Umlaute, AltGr-2 erzeugt „, AltGr-3 erzeugt ”, AltGr-- erzeugt – (korrekter Gedankentstrich), AltGr-' erzeugt ’ (korrektes Apostroph) und AltGr-. erzeugt … (korrektes Auslassungszeichen). Das funktioniert natürlich nur mit UTF-8.
Die Geschwindigkeit
Wie oben kurz angedeutet, steigt die Tippgeschwindigkeit pro Tag im Schnitt um ca. 0,2 bis 0,5 Tasten/Sekunde an (laut typespeed). Bei mir dauerte es einen Monat, bevor ich wieder halb so schnell war, wie mit qwerty auf einer Cherry. Zwei Wochen später bin ich bei 5 Tasten/Sekunde angekommen, mir qwerty auf der Cherry waren es 7 Tasten/Sekunde. Ich bin gespannt, ob und wann ich schneller bin als vorher :-).
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